Historie der Dachauer Bäder
Sommer der Jubiläen
Vor 50 Jahren wurde das erste Hallenbad in Dachau eröffnet, vor 60 Jahren fiel die Entscheidung für ein städtisches Familienbad.
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Erste Badeanstalten im 19. und frühen 20. Jahrhundert Das Amperfamilienbad und das Leobad Neugestaltung des Amperfamilienbads ab 1951 Bau des Hallenbades und die Olympischen SpieleErste Badeanstalten im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Die erste eigene „Badeanstalt für Nichtschwimmer“ entstand um das Jahr 1845. Sie lag wohl in der Nähe des heutigen Wasserkraftwerks – die Amper war damals noch nicht kanalisiert und bot viele flache Einstiegsmöglichkeiten. Doch wurde die Amper an vielen Orten als Badegelegenheit genutzt, bis weit ins 20. Jahrhundert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben findige Unternehmer private „Badehütten“. Eine der bekanntesten war das „Badhaisl“, das der Kaufmann Martin Huber um 1900 am Mühlbach errichtete: ein kleines Bauwerk mit bunten Glasfenstern im florentinischem Stil und farbigen Dachplatten. Ein Bereich des Gebäudes diente als Umkleide, ein anderer blickgeschützter Teil als Einstieg ins Wasser.
Im Jahr 1895 befand der Marktgemeinderat, dass es Zeit für ein Kinderfreibad wäre. Für eine kommunale Gründung fehlten jedoch die Mittel. So fragte das Rathaus Joseph Höß, den Besitzer des „Hüttlbads“, wie das Amperbad genannt wurde, ob er Buben (an Mädchen dachte damals niemand) einen kostengünstigen Zutritt ermöglichen könnte – die Marktgemeinde wollte für die Differenz zum normalen Eintrittsgeld aufkommen. Eine Einigung wurde zwar erzielt, die Abrechnung erwies sich hingegen als schwierig.
Das Amperfamilienbad und das Leobad
Nach dem Ersten Weltkrieg entschloss sich die Marktgemeinde schließlich, ein eigenes Naturfreibad einzurichten, das „Amperfamilienbad“. Es lag oberhalb des alten Amperwehrs auf dem Grund der eigenständigen Gemeinden Günding und Mitterndorf; 1925 nahm es den Betrieb auf. Zur selben Zeit gründete sich der Schwimmverein Dachau, der der Arbeiterbewegung nahestand, sowie der befreundete „Leo-Sportverein Dachau“, der ein eigenes Amperflussbad, das „Leobad“ eröffnen wollte – ein Plan, der schließlich an der Finanzierung scheiterte.
Das konkurrenzlose Amperfamilienbad florierte, nicht zuletzt dank seiner Gastronomie. Anfänglich belieferte nur die Schlossbergbrauerei das Bad mit Getränken, später kamen weitere lokale Lieferanten hinzu. Im Winter kurvten auf der zugefrorenen Amper Eisläuferinnen und Eisläufer, sogar Eishockey wurde gespielt.
Neugestaltung des Amperfamilienbads ab 1951
Der Neubau des Wasserkraftwerks Anfang der 1950er-Jahre führte zu einer Umgestaltung des Amperfamilienbads. Durch Ausbaggerungen entstand ein Schwimmbecken, das der Schwimmverein für Wettkämpfe nutzen konnte. Neben dem Oberwasserkanal des Kraftwerks wurde eine erhöhte Liegewiese angelegt; inzwischen können dort Beachvolleyballfans ihr Spielgerät über das Netz schmettern. Im alten Amperbett entstand ein Planschbecken für Kinder, an das sich ein breites Nichtschwimmerbecken anschloss. Allerdings dauerte es fast zehn Jahre, bis die Stadt Probleme mit verunreinigtem Wasser (durch Zulauf aus der Amper) in den Griff bekam.
Umbau zum städtischen Familienbad
Die Lösung war die Abtrennung der Badeanstalt von der Amper. Stattdessen wurde ein eigener Flachbrunnen gegraben, der die Becken mit Wasser versorgte. Zudem musste das Wasser regelmäßig aufbereitet werden. Die Entscheidung für den Umbau fiel am oben zitierten 9. Oktober 1962. Ein weit reichender und teurer Beschluss, die Kostenschätzung lag bei 854 000 DM – damals eine immense Summe.
Bau des Hallenbades und die Olympischen Spiele
Im Oktober 1966 lud Josef Schwaiger, Gastwirt des Hörhammerbräus in der Augsburger Straße, zur Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft Hallenbad Dachau e.V. Als erster Standort war die Ludwig-Thoma-Wiese im Gespräch. Allerdings hätte das Volksfest umziehen müssen, zum Beispiel auf das Areal des Stadtwaldes, den die Familie Ziegler gespendet hatte. Eine Idee, die nicht jedem gefiel, auch nicht dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Lorenz Reitmeier. Den Durchbruch brachten die Olympischen Spiele. Die Olympia-Baugesellschaft suchte Trainingsstätten und sagte der Großen Kreisstadt im Mai 1971 einen Zuschuss von 200 000 DM für ein Hallenbad zu, das die Olympioniken während der Spiele nutzen konnten. Ein Argument, dass den Stadtrat überzeugte. Der erste Spatenstich erfolgte umgehend, in unmittelbarer Nachbarschaft zum städtischen Familienbad. Nur ein Jahr später nahm es den Betrieb auf.
Das Familienbad und das Hallenbad entwickelten sich unter der Ägide der Stadtwerke Dachau zu einem beliebten Treffpunkt der Dachauerinnen und Dachauer.